WS 2013/14, Leitung: Johannes M. Hedinger, Mitarbeit: Stephanie Henk

Im Rahmen des Seminars CULTURAL HACKING I entwickelten die Studierenden des Intermedia-Studienganges in Gruppenarbeiten eigene Hacking-Projekte. Nachfolgend finden Sie eine Auswahl der entstandenen studentischen Arbeiten:

 

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Das große Geständnis

(A. M. B. und Jana Durst)

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Ausgangslage

In den Medien kursierte das Coming-Out des Ex-Profifußballspielers Thomas Hitzlsperger. Dieses schockierte uns nicht, jedoch die Reaktionen der Medien bzw. der Menschen auf seine Äußerungen. Dies wirft die Frage auf, warum man sich als homosexuell, aber nicht als heterosexuell outen muss.

Die Intention unseres Projektes war daher, dass unser Publikum ihre für sich definierten gesellschaftlichen Werte, Systeme und Rollenbilder wahrnimmt und diese für sich selbst neu codiert. Thematisch spielen hierbei Sexismus, Stereotype und festgefahrene Gesellschaftssysteme die zentrale Rolle.

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Projektbeschreibung

Wir hacken öffentlich zugängliche Zeitungskästen, die Zeitung an sich und im speziellen die „BILD“, als auch das System des Coming-Outs. Unsere Stilmittel hierbei sind Desinformation, Täuschungsmanöver, Überraschungseffekt und Brandhacking. Nachfolgend dokumentieren wir die Reaktionen der Passanten. Der Hack wird im öffentlichen Raum Kölns durchgeführt, insbesondere am Friesenplatz und am Neumarkt. Die hierbei verwendeten Medien sind Print, Foto, Zeitung und Video. Als Methode wählen wir die Veränderung des bestehenden Systems und die anschließende Meinungserfassung. Durch unsere Provokation werden Menschen dazu aufgefordert ihre persönlichen Werte, Rollenbilder und gesellschaftlichen Systeme zu hinterfragen und neu zu codieren; Die Rahmenbedingungen hierbei sind unsere Aneignung der charakteristischen und plakativen Stilmittel der „BILD“ sowie das Eindringen in die Zeitungskästen an sich. So sind wir in der Lage die Passanten glauben zu lassen, die Schlagzeile bzw. Zeitung wäre echt. Wir wollen Routinen und Gewohnheiten durch Irritation, Provokation und den Überraschungseffekt aufbrechen, indem wir überspitzen, überzeichnen und dramatisieren.

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Ziel

Unsere Zielgruppe waren alle Personen im öffentlichen Raum.

Wir wollten durch unser Projekt provozieren und bei den Passanten einen Denkanstoß, Betroffenheit und Reflexion auslösen. Auf diese Weise sollten die bestehenden Formen und Gewohnheiten aufgebrochen werden. Dies sollte dann zur individuellen Neucodierung führen.“

 

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Brunnen – Baum

(Christine Günther)

Ausgangsanlage

Die Absicht ist das Aufmerksam-machen auf die aktuelle städtebauliche Situation, wie das Fehlen von Grünflächen und Parkanlagen, sowie die Problemlage, dass bei Neugestaltung von Plätzen Bäume als störend empfunden werden und auf sie verzichtet wird.

Aktuelle neue städtebauliche Projekte, wie der Breslauer Platz oder das Rheinufer sind erschreckend Baum arm. Auf Bäume wird verzichtet, da sie als kostenintensiv und Zufluchtsorte für Ratten gelten. Ihre Abwesenheit lässt Problemfelder entstehen: ökologische Probleme, ästhetische Probleme, ablehnende Haltung der Nutzer und dadurch negative Assoziationen mit der Stadt. Neben dieser thematischen Legitimation qualifiziert sich der Börsenplatz als Fläche im öffentlichen Raum für die Erschaffung einer Installation, die zum Nachdenken über die ökologische Seite der Stadt anregen soll. Der Börsenplatz ist praktisch frei von Vegetation und lässt nur am Rande Raum für wenige in beengender Weise einbetonierte Bäume. Frei, exponiert und zentral ist dagegen der etwa 7 Meter hohe Brunnen platziert worden, der den täglich in hoher Anzahl passierenden Bürgern (U-Bahn, IHK, Börse, Bischofssitz) präsent sein sollte.

 

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Projektbeschreibung

Ein Geschenk wird vor dem frei zugänglichen Brunnen am Börsenplatz (Köln) im Freien platziert, dadurch entsteht die Assoziation zum Weihnachtsbaum. Das Projekt ist jedoch nicht auf die Erfahrung dieses statischen Bildes beschränkt. Der Passant oder Zuschauer wird außerdem Zeuge eines performativen Elements, indem er dem Akt der Platzierung des Geschenks neben dem Brunnen beiwohnt. Die Beobachtung der „Niederlegung“ des Geschenks am Brunnen soll den Anschein eines rituellen Akts und der Erschaffung eines Altars für die Bäume fördern. Das gehackte System: der baumlose öffentliche Raum. Über die durch das Geschenk hervorgerufene Assoziation erfolgt die Wahrnehmung des Brunnens als Baum.

Weitere Details zum Ablauf: dadurch, dass die Installation aus einem einzigen Objekt, dem Geschenk, besteht, ist der Hack binnen kürzester Zeit abbaubar, falls es durch Sicherheitspersonal zu einer derartigen Anweisung kommt. Es findet Vermittlung vor Ort zwischen Initiatorin und Zuschauern statt.

Das Geschenk, eine Pappbox mit den Maßen 40 x 60 x 50 cm, verkörpert das zentrale Medium. Die Performance des Niederlegens wird durch die Initiatorin durchgeführt. Die Initiatorin der Installation interagiert mit den vorhandenen und veränderten Elementen des Hacks. Auf eine direkte Kommunikation mit dem Zuschauer wird verzichtet. Autoren sind außerdem die Zuschauer, wobei diese spontan und ohne Handlungsaufforderung zur Reflexion über die erfahrbare Situation angeregt werden. Die Installation wird einmalig im Januar für 24 Stunden platziert, die Performance selbst findet zwischen 9.00 Uhr und 10.00 Uhr vier Mal stündlich statt.

Es werden keine Handlungsanweisungen oder Erklärungen auch bei direkter Ansprache gegeben werden, somit entsteht ein Feld für die Zuschauer, in dem sie frei nach ihrem Ermessen reflektieren können. Die Methode ist die Installation und die Beobachtung des Effekts, der eintritt.

Methode der Dokumentation: Der Ablauf wird fotografisch festgehalten.

 

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Ziel und Aussage

Das System Brunnen wird gehackt und umcodiert. Diese Umcodierung erfolgt durch die Platzierung des Geschenkes. Erst wenn das Geschenk neben dem Brunnen liegt, entsteht die Assoziation der Szenerie mit einem Weihnachtsbaum. Dabei handelt es sich um einen Baum, zu dem jeder eine Assoziation bilden kann. Der gewählte Brunnen mutet an, wie das Skelett eines Baumes. Das Geschenk verdeutlicht, dass die Stadt sich selbst eines machen sollte und mehr Bäume pflanzen sollte und fungiert gleichzeitig als ein Warnsignal. Es geht im Zentrum um einen Baum, bzw. dessen grotesken Statthalter. Der Hack vereinigt den Widerspruch zwischen dem Motiv des sterbenden, toten Baums und der unmissverständlichen Konnotation als Weihnachtsbaum, den die meisten Betrachter als üppigen, grünen und vor allem lebendigen Baum vor dem inneren Auge haben. Es wird auf die Situation der Bäume im urbanen Raum in zweifacher Hinsicht emotionalisierend aufmerksam gemacht. Die Vereinigung von Brunnen und Geschenk schafft eine neue Bühne auf dem öffentlichen Platz, die sich als Altar lesen lässt. In dieser Szenerie steht das stumme Skelett repräsentativ für alle entfernten, zerstörten aber auch nie gepflanzten Bäume im städtischen Raum.

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Das geblitzte Fotoshooting

(Theresa Auer / Victoria Herzog / Alexandra Rodecki)

 

 

Unser Projekt bestand daraus, einen Blitzer so umzufunktionieren, dass er stattdessen eine Kamera aus dem frühen 20. Jahrhundert darstellen sollte. Unsere Intention hierzu war zum einen durch ein sehr spezielles Fotoshooting zu unterhalten, zum anderen eine andere Sicht auf Systeme wie strafrechtliche Verfolgung und den Rechtsstaat Deutschland darzulegen.
Hierfür haben wir einen kurzen Film zu unterhalterischen und dokumentarischen Zwecken erstellt. Inhalt dieses Videos ist ein Fotoshooting der etwas anderen Art. Anfänglich wird der Zuschauer auf das typische Shooting durch ein „Model“, das in der Maske sitzt eingestimmt. Auch als dieses durch die Fotografin unterbrochen wird, ist noch alles normal. Doch der Weg führt nicht auf das übliche Set, sondern in ein Auto und hin zu einem als altmodische Kamera verkleideten Blitzer. Dahinter steht die Fotografin auf einer Leiter, bereit zum perfekten Schnappschuss. Dieser nimmt schließlich in einem echten Blitzerfoto Form an, was auch das zweite Endprodukt unseres Projektes darstellt.

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Für diesen Film hatten wir zwei Sets (Friseursalon, Aachen Blitzerstation) und haben selbst den Blitzer durch ein dunkelblaues Baumwolltuch und einen durch ein Kabel dargestellten Knipser verkleidet. Besonders hervorheben möchten wir auch die musikalische Untermalung durch neumodische Musik im Stil der 20er Jahre, die den älteren Effekt des Foto-Blitzers unterstreichen soll. Reaktionen auf die tatsächliche Durchführung unseres Projektes gab es viele, unter anderem unzählbares Hupen vorbeifahrender Autos, Gelächter und Nachfragen von Passanten, als auch verwirrte Blicke und Kopfschütteln anhand der Annahme, dass wir das strafrechtliche System behindern wollen würden.
Insgesamt ist also zu sagen, dass wir die intendierten Hacks der Systeme „Blitzer“ und „Fotoshooting“ erfolgreich durchgeführt haben, auch wenn es durch Probleme wie zu niedrige Leitern oder schlechtes Wetter allerlei Widrigkeiten zu überwinden gab. Wir sind also positiv gestimmt ein gutes Ergebnis erreicht zu haben und hoffen, euch als Publikum gefällt unser Projekt.

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SCHNUFF3LH4S3

(Lennart Backs und Ellen Forrest)

 

Im Grunde ist es ein Yotube-Tutorial “gone-wrong”, nach dem Motto: “was man lieber nicht tun sollte”. Es ist ein Lehrvideo zum Schwimmen, ohne jedoch eine Person beim Schwimmen zu zeigen. Noch dazu in kompletter Abwesenheit einer qualifizierten Lehrperson.

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Auch die vermittelten Informationen sind eher fragwürdig. Der Fokus liegt eindeutig nicht daraufdem Zuschauer etwas beizubringen. Hauptdarsteller in diesem “home-video” ist der fiktionale Fabio. Er ist sehr von sich selbst eingenommen und es geht ihm mehr um die Selbstdarstellung als darum wirklich zu erklären wie man schwimmt. Im Laufe des Videos bekommt fast den Eindruck er könne gar nicht schwimmen, was gewollt ist.

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Unser Ziel war es eine möglichst absurde Situation als “normal” auszugeben. Wir mussten aufpassen, das wir das Video nicht zu komisch machen damit

es nicht lachhaft wird. Trotzdem sollte es seinen komödiantischen Charakter behalten. Dazu verhelfen vor allem die Bezüge auf Hasen in der Sprache und auch die Bezeichnung der Zuschauer als “Bunnies”. Viele Youtuber benennen ihre “Viewer” in dieser

“Ein Traum, es ist unvergleichlich und auf jeden Fall oscarwürdig”

Fabio (Youtuber)

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Spread the Good news

(Jana Beisiegel, Awida Jafari, Anastasia Janzen)

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Unserem Projekt liegt die Idee zugrunde, dass „System“ von Suchaushängen in Positive umzukehren. So lautet die Überschrift auf den Aushängen, die wir in der Kölner Innenstadt verklebt haben nicht wie üblich „GESUCHT“ sondern „GEFUNDEN“.

 

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Unsere Strategie war die Täuschung, also, die Aushänge so zu gestalten, dasss sie auf den ersten Bick wie ganz normale Suchanzeigen aussehen. Personen, die beispielsweise endlich den perfekten Partner, die Traumwohnung mit dem idealen Grundriss, den optimalen Arbeitsvertrag etc gefunden haben, teilen sich auf diesen Ausängen mit und bieten an, ihr Glück mit jedem zu teilen, der keines hat.

 

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