Das ABC der Cultural Hacker

Adbusting
Ad (advertisment) = Werbung, to bust = umgangsspr. Zerschlagen. Adbusting ist eine Form der Kommunikationsguerilla. Es bezeichnet Formen aktiver Gegenbewegungen zur Kommerzgesellschaft und übernimmt die Idee des Culture Jamming (s. Culture Jamming). Adbusting kann also als kreative Konsumkritik verstanden werden, als Audruck des Protests gegen den manipulativen Charakter zeitgenössischer Werbung. In praktischer Angewendung äussert sich Adbusting meist im Kopieren von Ästhetik und Strategie grosser Werbekampagnen um die subversiv eingeschleuste Botschaft medienwirksam unters Volk bringen zu können. Die Resultate bewahren dabei einen klaren gestalterischen Bezug zur ursprünglichen Werbung (Corporate Design und Corporate Identity der Marken werden genutzt), die Werbebotschaft jedoch wird zerstört  und durch Verfremdung für eigene Zwecke vereinnahmt.
Durch die Dekonstruktion von akzeptierten Originalen entstehen neue Aussagen: Gesellschaftliche Normen, Gebrauchsgegenstände oder Sehgewohnheiten werden verfremdet, neu bearbeitet und somit in Frage gestellt. Ziel ist es, hintergründliche, verborgene Misstände zum Vorschein zu bringen und eine generelle Senisilisierung gegenüber der Werbung und der von ihr kommunizierten Bilder und Werten. Der Werbung wird der Spiegel vorgehehalten, indem das Adbusting den manipulativen Charakter der Werbung gegen die Werbung selbst richtet.
Adbusters kommen häufig aus der Street Art-Szene und agieren verdeckt. Der Culture Jammer Kalle Lasn gründete die konsumkritische Stiftung „Adbusters Media Fundation“ , die neben aktivem Adbusting auch für Aktionen wie die  „turn off week“ und den „buy nothing day“ verantwortlich ist und monatlich die unabhängige Zeitschrift Adbusters rausgibt (
www.adbusters.org). (AHO)

Agenda-Setting
Danach bestimmen die Medien, was jeweils an der Tagesordnung ist, was die Themen unseres öffentlichen Interesses sind. Die Redakteure in Presse und Rundfunk haben hiernach einen direkten Einfluss darauf, worüber wir nachdenken, aber nicht darauf, wie wir darüber denken. (TEL)

Aktion, Aktionsismus
(lateinisch actio = Handlung, Vorgehen, Tätigkeit/Tat). Eine Aktion ist das Gegenteil von einer Unterlassung und zielt meistens auf eine Reaktion ab. Durch die Reaktion wiederum entsteht eine Interaktion zwischen zwei Akteuren. Dadurch findet eine Auseinandersetzung statt. Eine Aktion wird oft als ein gemeinschaftliches Vorgehen mit kollektivem Zielgedanken definiert. In diesem Sinne bestrebt der Aktionismus das Bewusstsein der Gesellschaft bezüglich der bestehenden Zustände durch (künstlerische, revolutionäre, provokative) Aktionen zu schärfen, zu hinterfragen und zu verändern.
Der Aktionismus kam va in den 60er/70er Jahren auf,  parallel dazu bildeten sich in der Kunst viele Strömungen heraus, die alle den konventionellen Kunstbegriff auszudehnen und zu erweitern versuchten im Hinblick auf Raum, Zeit, Materie/Körper, um Kunst und Leben mehr miteinander zu verbinden. Aktionskunst fungiert als Oberbegriff dieser Strömungen. Aktionistische Kunst ist meist ein Eingriff in eine bestehende Situation (Intervention) und zudem oft subversiv und politisch motiviert. Sie findet häufig im öffentlichen Raum statt, teils mit Miteinbeziehung des Publikums und beschäftigt sich mit soziokulturellen, oft gesellschaftskritischen Fragen. Anstelle des Objektes (Kunstwerk) steht der Prozess bzw. das Geschehen und dessen unmittelbare Erlebbarkeit im Vordergrund. Die Aktionskunst hat ihre Wurzeln vor allem im Dadaismus, Futurismus und Surrealismus.
Ein wichtiger Ableger der Aktionskunst ist das >Happening. (AHO)

Anarchie
griech. (Homer) ohne Anführer, ohne Heerführer; in der Weiterentwicklung durch Platon wird Anarchie zu einer Staatsform, die alle möglichen Arten von Verfassungen zuläßt; zur Zeit der Monarchien in Europa bezichtigen die Herrschenden alle diejenigen der Anarchie, die dem Volk mehr Rechte zusprechen wollten (Anarchie als Synonym für Volkssouveränität); aus den Erfahrungen der russischen Revolution entwickelt sich der kommunistische Anarchismus, der eine Reorganisation der Gesellschaft von unten nach oben erstrebt, Ziel ist die Aufhebung des Gegensatzes zwischen Individuum und Gesellschaft; nach dem zweiten Weltkrieg erscheinen anarchistische Bewegungen oft in Form von Untergrund- und Gegenkulturen, die z.T. Lob, andererseits aber auch Kritik wegen ihrer sektiererischen Zügen ernten. (ADH)

Brand (Marke), Branding
Franz. marquer (markieren), engl. to brand  (brandmarken), engl. mark  (Zeichen, Merkmal), engl. brand ((eingebrannte) Marke)
Die Bedeutung und der Charakter von Brands haben sich im letzten Jahrhundert,  zusammenhängend mit der Industrialisierung, massgeblich erweitert und verändert. Ein Brand dient nicht mehr lediglich der Markierung einer Marktleistung. Der Brand steht heute für die Summe aller Erfahrungen, die der Konsument mit dem Unternehmen und dessen Produkten und Dienstleistungen verbindet. Die immaterielle Komponente von Brands verdrängt zunehmend die materielle. Der Brand wird zum Träger von Werten und dient der Kommunikation mit dem Konsumenten.
Die Entstehung und das Wachstum von Marketing und Brands sind eng miteinander verknüpft. Ausgehend vom ursprünglichen „Brandzeichen“ zur Eigentums-Kennzeichnung von Tieren meint Branding heute alle Aktivitäten zum Aufbau einer Marke/eines Brands. Brands sind das wichtigste Differenzierungsinstrument in unserem gesättigten Markt geworden.
Ein erfolgreicher Brand ermöglicht dem Konsumenten Orientierung im Überangebot, schafft Sicherheit und Vertrauen, was das Kaufrisiko reduziert. Oft ist er ein Symbol sozialer Zugehörigkeit und wirkt so Identität stiftend.
Brands sind heute ein zentraler Bestandteil unserer Kultur und Wirtschaft. Sie sind zu kulturellen Accessoires geworden und stehen für verschiedene Lebensphilosophien und Lifestyles. Beim Kaufakt steht oft nicht mehr das Produkt und dessen Leistung im Vordergrund, sondern die Marke und deren dazugehörige Markenwelt (inszenierte Kunstwelt).
In der Konsum-, Kapitalismus-, und Globalisierungskritik werden Brands als problematischer Aspekt unserer Gesellschaft angesehen und immer mehr durch Brand Hacking angegriffen. Sie sind hier vor allem Synonym für die Verlagerung von Arbeit in Dritt-Welt-Länder (sweatshops) und Symbol der sozialen Ungleichheit durch Markenzwang und der Funktion von Brands als Statussymbole. In der kritischen Auseinandersetzung mit Brands wird der Begriff Brandalism (brand+Vandalismus) verwendet. Brandalism steht für die zunehmende Kommerzialisierung des öffentlichen und alltäglichen Lebens durch die Omnipräsenz von Brands. (AHO)

Bricolage
franz. Bastelei; aus dem bestehenden Artikulations-Fundus einer Gesellschaft werden Ausdrucksformen geschöpft, um sie umzuwandeln und mit neuem Inhalt zu hinterlegen. Symbole weisen dabei oft immer noch die gleiche Zeichenhaftigkeit auf, werden aber in einen anderen Zusammenhang gestellt, wodurch sich ihr Bedeutungsgehalt mitverändert. (ADH)

Corporate Identity
das Einheitliche eines Unternehmensauftritts, das den Wiedererkennungswert ausmacht bei den verschiedenen Maßnahmen, mit denen sich ein Unternehmen präsentiert. Die Corporate Identity spielt bei der Gestaltung der Produkte, der Informationen, der Werbung bis hin zur Architektur und Kleidung der Mitarbeiter eine entscheidende Rolle. (TEL)

Culture Jamming
Culture Jamming ist eine Form von Aktivismus und Widerstandsbewegung gegen die Vorherrschaft des Kommerzes und Konsums in unserer Gesellschaft. Die Culture Jammer schleusen sich subversiv in vorhandene Medien- und Werbestrategien ein, indem sie diese benutzen und umfunktionieren. Der dadurch entstehende gesellschaftskritische Kommentar soll dazu animieren, bestehende (Fehl-)Haltungen/Werte  und (Fehl-)Entwicklungen unserer Gesellschaft zu hinterfragen. Cultural Jamming  entstammt aus dem Umfeld der Gegenkultur/Subkultur und steht, im Gegensatz zu den etablierten und kommerziellen Kommunikationsmethoden, für unabhängige Kommunikation, basierend auf der Idee der Guerilla-Kommunikation und dem „detournement“. Der Begriff wurde massgeblich durch Kalle Lasn (siehe auch Adbusting) geprägt.
(AHO)

Cultural Hacking
dem Computer-Hack entlehnte Idee der Umkodierung und Verfremdung bestehender kultureller Codes. Über Manipulation und Zweckentfremdung von Alltagsgegenständen, -regeln und -routinen im außermusealen, öffentlichen Raum wird die Strategie verfolgt, Tabuisiertes hervorzuheben, resp. neue Lesarten des Gewohnten zu schaffen. Cultural Hacking als Kunst verläuft dabei entlang den Linien des Subtil-Politischen. (ADH)

Cultural Studies
betont interdisziplinäres Projekt zur Erforschung von soziokulturellen Praktiken des Alltags. Dabei wird Kultur nicht im Lichte der hehren Künste einer Hochkultur beleuchtet, sondern breiter gefaßt als alles, was nicht Natur ist, also: Sitten, Werkzeuge, Institutionen, Normen, etc.
Kulturelle Erscheinungen werden aufgrund der verschiedenen Perspektiven von Rasse, Ethnie, Schicht, Gender und sexueller Orientierung untersucht und in ihre jeweiligen kulturellen Kontexte verortet. Dadurch erhoffen sich die Cultural Studies eine Rehabilitation von marginalisierten Sichtweisen, welche die herrschende Gesellschaftsstruktur bewußt aus ihren Diskursen ausgeschlossen hat. Stuart Hall gilt als Begründer der Cultural Studie. 1968 gründete er an der Universität Birmingham das Centre for Contemporary Studies. (ADH)

Dekontextualisierung / Rekontextualisierung

Détournement
Umdeutung, Umkodierung, Zweckentfremdung, Dekontextualisierung, Rekontextualisierung bestehender Inhalte. Die neuen Kontexte, in welche die bestehenden Inhalte deponiert werden, laden dieselben mit neuer Bedeutung auf. Es geht nicht um das originäre Schaffen eines künstlerischen Werks, sondern um innovative Gebrauchsweisen von Elementen, die bereits in der kulturellen Sphäre vorhanden sind. Obwohl das Abkupfern bestehender Ideen Teil des Konzepts von Détournement ist, versteht es sich bewußt als Gegenkonzept zum blossen Zitat. (ADH)

Fake / Hoax

Flashmob
Moderne Happenigs, die auch als friedliches, sinnloses Chaos bezeichnet werden. Ein Flashmob ist ein kurzer, scheinbar spontaner Menschenauflauf auf öffentlichen Plätzen. An vereinbartem Ort und Zeit führen die Teilnehmer eine oft auffällige oder merkwürdige Aktion durch, bei welcher alle das gleiche tun. Beispiele sind öffentliche Kissenschlachten, Tanzeinlagen oder gemeinsames Applaudieren ohne Grund. So schnell und überraschend sich der Flash Mob/Menschenauflauf bildet, so bitzartig löst er sich auch wieder auf.
Meist kennen sich die Teilnehmer nicht und organisieren sich über das Internet. Der Flashmob als Intervention im öffentlichen Raum ist sinnfrei und spassmotiviert und gegenüber dem smart mob bewusst unpolitisch, mit dem Ziel die unwissenden Passanten zu irritieren und Verwirrung zu stiften. (AHO)

Guerilla-Kommunikation
zielt darauf ab mit Hilfe der zwei unterschiedlichen Strategien der Verfremdung und Überidentifikation Raum für ungewohnte Lesarten gewöhnlicher Geschehnisse zu schaffen; Verfremdung verändert die Darstellung des Gewohnten auf subtile Art, während die Überidentifikation diejenigen Aspekte des Gewohnten verstärkt, die tabuisiert werden. (ADH)

Hacker, Hacking, Hacktivism
Hacktivism bezeichnet die gewaltlose Intervention mit Hilfe legalen oder illegalen Mitteln im virtuellen Raum (Website-Parodien, -Umleitungen, -sabotage, -umgestaltung, etc.); Hacktivism verfolgt meist ein politisches Ziel: Freiheit, ziviler Ungehorsam, Gerechtigkeit etc. Es sind die Hacker, die beinahe wie Künstler eine Kultur der Zweckentfremdung, des konzeptionellen Bastelns und der Umkodierung entwickelt haben. (ADH)

Happening / Performance
Das Happening ist eine der bedeutendsten Formen der Aktionskunst. Der Begriff geht zurück auf den Künstler Allan Kaprow, der das Happening Ende der  50er Jahre als Kunstform definierte und massgeblich prägte. Das wichtigste Merkmal dieser Aktionsform ist das Überwinden der Trennung zwischen Künstler und Nicht-Künstler. Durch das bewusste Einbeziehen des Publikums ins Geschehen wird der Zuschauer zum Teilnehmer, welcher das Geschehen, je nachdem wie er reagiert, mitbeeinflusst. Beim Happening wird nicht geprobt im vornherein, sondern lediglich ein Leitfaden festgelegt, der genug Freiraum lässt um spontan zu handeln und zu improvisieren. So wird ein Erlebnisraum erschaffen. Durch die gesuchte Verbindung zum Publikum und dem Spielen mit vorgefundenen Situationen, wobei jeder Alltagsgegenstand zum künstlerischen Material werden kann, soll die zentrale Idee – dass sich Kunst und Leben mehr verflechten – umgesetzt werden. Dementsprechend richtet sich das Happening gegen das Künstlerische im Sinne von „artifiziell und absichtlich formenhaft“ und will die Fähigkeiten des Künstlers mehr für soziale und politische Ziele nutzen. Aktionisten benutzen die Form des Happenings, um politischen Protest auszudrücken. Happenings sind so auch kritische Zeitbekenntnisse. Weiter ist das Happening durch seine Vergänglichkeit auch eine Weigerung das Kunstwerk an den Kunstmarkt freizugeben.
Als Nachfolge bildete sich in den 70er Jahren die Performance heraus. Sie ist heute eine Art Sammelbegriff für eine spezielle Art von Aktionskunst geworden, wobei das Publikum meistens wieder in seine ursprüngliche, passive Rolle versetzt wird und eher die Trennung zwischen Künstler und Werk betont wird.  Das Medium der Performance Kunst ist der Performancekünstler selbst. Er ist nicht austauschbar im Sinne eines Schauspielers, denn er er- und durchlebt die Performance unmittelbar. Eine Performance ist demnach eine künstlerische Selbstdarstellung unter Einbeziehung des (eigenen) Körpers. Ansonsten knüpft die Performance in punkto „situationsbezogen, handlungsbetont und vergänglich“ an das Happening an. (AHO)

Ironie

Kampagne
Kampagne  ist ursprünglich ein militärischer Begriff und bedeutet Feldzug (franz. Campagne). Im übertragenen Sinne stimmt die Definition der Kampagne als Feldzug immer noch, jedoch hat sich das Wirkungsfeld verschoben. Aus einem militärischen ist ein kommunikativer Feldzug geworden, der entweder kommerziell oder politisch motiviert ist. Eine Kampagne ist somit ein Kommunikationsmittel, mit dem Ziel für eine politische Meinung oder für ein Produkt/eine Marke zu werben.
Eine Kampagne wendet sich immer an die Öffentlichkeit und operiert oft medial, indem sie die Massenmedien als Kanäle benutzt. Sie ist zeitlich und thematisch begrenzt, dramaturgisch angelegt und definiert ein bestimmtes Ziel. Vor allem im politischen Kontext ist eine Kampagne auch immer ein Erlebnis und steht als etwas Aussergewöhnliches der Routine gegenüber. In der Kampagne fließen Politik und Öffentlichkeitsarbeit strategisch zusammen. Im Gegensatz zu einer spontanen Reaktion ist sie eine geplante Aktion.
Beispiele: Anzeigenkampagne, Werbekampagne, Imagekampagne, Medienkampagne, Pressekampagne, Informationskampagne, PR-Kampagne, Sensibilisierungskampagne, Mobilisierungskampagne, Anti-XY-Kampagne etc. (AHO)

Kapitalismus- und Globalisierungskritik
Kapitalismuskritik ist  Kritik am weltweit vorherrschenden wirtschaftlichen System. Die Wirtschaftsordnung des Kapitalismus gründet auf folgendem Grundprinzip von Privateigentum und Marktwirtschaft: (wenige) Besitzer von Produktionsmitteln/ Eigentum / Kapital (vertreten durch das Unternehmen)  nutzen die Arbeitskraft  vieler produktionsmittelloser Personen um Produziertes gewinnbringend nach dem Mechanismus des Marktes zu verkaufen.
Problematisch ist die Abhängigkeit der produktionsmittellosen Arbeiterschaft von einer Beschäftigung  durch ein Unternehmen, zur Sicherung des eigenen Überlebens. Erzielte Gewinne bleiben beim Unternehmen, sprich der Wohlstand wird nicht gerecht verteilt und beruht auf Ausbeutung.
Seit seinem Entstehen steht der Kapitalismus in der Kritik. Speziell seine konkreten Erscheinungsformen (Turbokapitalismus, Neoliberalismus, etc.) und auftretenden Reibungspunkte mit kulturellen, sozialen oder ökologischen Bereiche werden bemängelt.
Der Weg zu einer anderen Art der Verteilung von Gütern spaltet die Lager der Kapitalismuskritiker. So werden auf der einen Seite Kritiker zu Gegnern und fordern die (kommunistische) Revolution. Auf der anderen Seite sieht man – unter dem Eindruck der Verdienste des Kapitalismus – staatliche Eingriffe in manchen Bereichen als einen geeigneten Kontrollmechanismus.
Eine aktuelle Form der Kapitalismuskritik ist die Globalisierungskritik, die sich speziell gegen einen vernetzten, weltumspannenden Kapitalismus richtet. Historisch ist  der Kapitalismus eng mit einer Internationalisierung des Handels verknüpft. Diverse Handelsabkommen und Organisationen (Weltbank, WTO) unterteilen die Welt in wirtschaftlich starke und schwache Länder. Globalisierungskritiker prangern die Auswirkungen dieses neoliberalen Verteilungsprinzips in Bezug auf ökonomische, soziale, kulturelle und ökologische Aspekte an. Kernfragen eine erzwungene Konkurrenz der Volkswirtschaften mit einer damit einhergehenden sozialdarwinistischen Dynamik, Kommerzialisierung und Vermarktung  durch Deregulierung, der Umweltschutz kontra Maximalertrag und besonders auch die Auswirkungen auf die Länder der dritten Welt.
Die Globalisierung verstärkt in wirtschaftlicher Hinsicht „die Auswüchse“ des Kapitalismus und verschärft sie durch die wirtschaftliche Fokussierung und damit einhergehende Vernachlässigung sozialer, ökologischer und kultureller Brennpunkte. Konkret bedeutet dies beispielsweise die Auslagerung der Produktion in Billigländer, in denen Menschenrechte nicht eingehalten werden oder das Entstehen von Arbeitslosigkeit im ehemaligen Produktionsland, oder das Heranwachsen von Multiunternehmen, die den Markt monopolisieren.
Unter dem zentralen Motto „Eine andere Welt ist möglich“  spiegelt sich Kapitalismus- bzw Globalisierungskritik vor allem in den sozialen Bewegungen und im subversive Vorgehen vieler Aktionisten wieder. (AHO)

Kommunikation (visuelle)
lateinisch communicare = teilen, mitteilen, teilnehmen lassen
Kommunikation ist die Verständigung bzw. Verbindung zwischen Menschen – oder im kommerziellen Kontext: zwischen Unternehmen und Kunden – durch Signale, Schrift, Sprache und Zeichen. Kommunikation ist alltäglich und scheint selbstverständlich. Funktioniert sie jedoch nicht, entstehen Missverständnisse. Entscheidend ist, dass die beiden Kommunikationspartner über eine ähnliche Kodierung der kommunizierten Information verfügen, um die entsprechenden Signale richtig interpretieren zu können.
Sender-Empfänger-Modell: Informationen werden in Zeichen kodiert und dann von einem Sender über einen Übertragungskanal an einen Empfänger übertragen.
Kommunikationsprozess: Wer (Sender) sagt was (Botschaft), zu wem (Empfänger), auf welchem Kanal (Medium) mit welcher Wirkung (Effekt)?
Kommunikation kann auch als Prozess betrachtet werden, der den Zustand des Empfängers verändert. Im Kontext von Marketing lässt sich Kommunikation als  „die Übermittlung von Informationen und Bedeutungsinhalten zum Zweck der Steuerung von Meinungen, Einstellungen, Erwartungen und Verhaltensweisen bestimmter Adressaten gemäß spezifischer Zielsetzungen“ (Manfred Bruhn, Professor für Marketing an der Universität Basel) definieren.
Unter den Begriff „Visuelle Kommunikation“ fallen alle mit dem Auge wahrgenommenen visuell kommunizierten Informationen.  Die Botschaft bekommt eine Ästhetik, es wird eine Bildwelt generiert und kommuniziert. Die visuelle Kommunikation agiert oft auch auf der emotionalen Ebene, da sie die Sinne anspricht. Dadurch ist sie auch ein grosser Bestandteil der Werbung und des Brandings. Durch ihre Anschaulichkeit (sie mach Werte und Haltungen sichtbar!) eignet sich auch ausgezeichnet als Hacking-Feld. Zur Umfunktionierung von Bildwelten -> Adbusting. (AHO)

Konsumkritik
Die Konsumkritik greift verschiedene Aspekte des modernen Lebensstils an: Unsere Konsumgesellschaft wird angeprangert, die den Akt des uneingeschränkten Konsumierens mit Freiheit gleichsetzt. Das persönliche Glück soll nicht vom Verbrauch von Wirtschaftsgütern abhängig gemacht werden. Die Konsumkritiker fordern Nachhaltigkeit und bewusstes Konsumieren an Stelle von ausuferndem Konsum und Hedonismus. Sie weisen darauf hin, dass unser übertriebenes Konsumverhalten für drastische ökologische Probleme verantwortlich ist. Die Gier nach immer mehr materiellen Gütern führe zu wachsender Unbefriedigung. In unser Wegwerf- und  Überflussgesellschaft, deren Markt längst übersättigt ist, werden Produkte durch Werbung emotionalisiert und mystifiziert und dienen so fälschlicherweise als Sinnstifter. Die Aufmerksamkeit hat sich vom Produzenten auf den Konsumenten verschoben und von der Arbeit auf die Freizeit. (AHO)

Kultur
etymologisch: lat. colere = pflegen, bebauen
modernes Verständnis: Kultur = Hochkultur = die schönen Künste, Literatur, Gesittungen etc.
postmoderndes Verständnis: Kultur ex negativo Natur = Kultur ist, was die Natur nicht ist (Summe aller Institutionen, Normen, Wertordnungssystemen, Bedürfnisse, Bräuche etc.) (ADH)

Marketing
Marketing lässt sich übersetzen mit „vom Markt aus her denken“ oder „auf den Markt bringen“.
Der Begriff „Marketing“ wird trotz seiner Popularität oft nicht differenziert genug verwendet oder falsch verstanden. Marketing wird irrtümlicherweise oft mit Webung gleichgesetzt. Werbung ist zwar Teil des Marketings, Marketing beginnt jedoch schon viel früher. Jegliches unternehmerisches Planen oder Handeln, das sich am Markt orientiert, fällt unter Marketing. Marketing bezeichnet also einerseits die Philosophie eines Unternehmens und andererseits ist es ein Sammelbegriff aller Absatzfördernden Massnahmen. Es soll die anzubietenden Produkte oder Dienstleistungen kundenorientiert gestalten und möglichst erfolgreicher als die Konkurrenz anbieten und platzieren. Gerade in Zeiten übersättigter Märkte ist das Marketing ein wichtiges Instrument, um die Produkte und Dienstleistungen (trotzdem) erfolgreich zu verkaufen. (AHO)

Massenkommunikationsmittel / Massenmedien
sind Träger indirekter Aussagen an ein breites zerstreutes und anonym bleibendes Publikum. Generell zählen zu ihnen die Druckmedien (sowohl periodische als auch nicht periodische Druckerzeugnisse), Fernsehen, Radio, Film, CD, Tonkassette und Video. Wenn Massenkommunikationsmittel strikt als „Ein-Weg-Medien“ aufgefasst werden, in denen ein Sender mit Hilfe technischer Verbreitungsmittel die gleiche Botschaft an viele Empfänger richtet, die selbst nicht wieder zu Sendern werden, dann gehören Computer, dig. Files und Internet nicht zu Massenmedien. Aber das ist eine Sache der Definition und der Politik. (TEL)

Medien
sämtliche Vermittlungsinstanzen von Botschaften, natürliche wie technische. Dazu gehören Körper und Körpersprache, Mimik und Gestik, gesprochene, geschriebene und gedruckte Sprache samt Druckerpresse, Farbe und Papier, Licht, Fotos, Bilder und Leinwand, Ton und Tonträger, Fernseher -und Radio, Telefon, Internet samt allen technischen Hilfsmitteln zur Übertragung: Kabeln, Satelliten, digitalen Netzen, Kanälen und Bildschirmen. (TEL)

Öffentlicher Raum

Persiflage, Parodie

Provokation
lateinisch provocare, aus pro = hervor + vocare = rufen bezeichnet das (meist) gezielte Hervorrufen einer emotionalen, (meist) unverhältnismässigen oder unbedachten Reaktion.
Eine Provokation ist eine Regelverletzung, eine unangebrachte Tat oder Äusserung, die dem gesellschaftlichen Kodex widerspricht. Meist wird sie als Angriff oder Beleidigung empfunden. Der Provokateur spielt mit dem Ausloten und Überschreiten der Grenzen und reizt so herrschende Wertevorstellungen. Ist die Provokation erfolgreich, kann sie die Situation zum eskalieren bringen (gezielte Eskalationsstrategie). Die Provokation baut auf den Überraschungseffekt auf, funktioniert dementsprechend unmittelbar und lässt sich eher selten wiederholen. Damit eine Provokation wirkt, muss der Provozierte sie erkennen. Der Provokateur muss dementsprechend sein Gegenüber einschätzen können, um dessen Schwachpunkte gezielt angreifen zu können. Hier wird die Provokation zur Machtausübungs-Strategie mit manipulativem Charakter. Der Provokateur versucht die Provokation nicht als solche offen darzulegen, um sich dann durch die übermütige Reaktion seines Gegenübers zu bestätigen. Der versteckte Angriff führt zum Gegenangriff, als dessen Opfer sich der Provokateur schliesslich darstellt. Aber Achtung: die Provokation ist ambivalent. Geht der Provokateur zu weit und handelt zu rabiat, nimmt er das Risiko auf sich als reiner Provokateur gebrandmarkt zu werden, der lediglich Aufmerksamkeit erhaschen wollte und verliert so seine Glaubwürdigkeit. Ist die Provokation jedoch gut durchdacht und gar mehrschichtig abgestützt, lässt sich mit verhältnismässig wenig Aufwand eine grosse Wirkung (etwa Aufmerksamkeit) erzielen.
Im Aktionismus bzw. in der Aktionskunst wird oft mit Provokation als künstlerische Strategie gearbeitet. Sie wird gezielt eingesetzt und funktioniert hier als Brücke zwischen künstlerischer Produktion und sozialer Bewegung. Sie übt Gesellschaftskritik und liefert Denkanstösse. Der Rezipient wird vor den Kopf gestossen, indem ihm eine Auseinandersetzung mit einem Thema auferzwungen wird. (AHO)

PR (Public Relation)
Public Relations ist die Öffentlichkeitsarbeit eines Unternehmens/Person/Organisation, mit dem Ziel ein generelles positives Vorurteil gegenüber dem Unternehmen zu erzielen. Durch Pressekonferenzen und – mitteilungen, oder persönlichen Kontakten zu verschiedensten Organen (z.B. Journalisten), werden gezielte Informationen verbreitet, um eine positive Beeinflussung zu erreichen. Betriebsbesichtigungen, Fördergelder oder Spenden für soziale Zwecke, sind weitere PR-Massnahmen.Absatzsteigerung ist, im Gegensatz zu Werbung, nicht das direkte Ziel von PR, kann jedoch durch ein Image-Aufpolierung indirekt beeinflusst werden. PR soll die Aufmerksamket der Öffentlichkeit auf das Untenehmen richten, ohne diese gezielt mit Werbung zu überhäufen.
Ironischerweise hat PR selber ein zwielichtiges Image. Denn oft sind sie Grenzen zwischen redaktionellen Inhalten und Werbung, bzw. PR, nicht mehr wirklich ersichtlich, was Misstrauen auslöst und zum Vorwurf „suggestiver und manipulativer Arbeitsweise“ führt. (AHO)

Rebellion

Simulation

Situation, Situationismus,

Streetart
Street Art ist die kreative Auseinandersetzung mit dem städtischen Raum. Sie versteht die Strasse als Medium, Ausstellungs- und Aktionsraum und agiert ausserhalb des etablierten Kunstbetriebs. Streetart findet unmittelbar im öffentlichen Raum statt. Kleine, oft subtile Eingriffe durchbrechen den von Werbung dominierten Stadtraum und ergänzen ihn kritisch. Vorgefundene Gegenstände wie Abfalleimer, Laternenpfosten, Ampeln etc. werden verun- bzw. gestaltet und kommentiert. Konkrete Beispiele sind Sticker, Schriftzüge oder Installationen.
Street Art ist oft politisch motiviert und inhaltlich verbunden mit der „Reclaim the Streets-Bewegung“, die sich gegen die Privatisierung des öffentlichen Raumes und gegen die Omnipräsenz von Werbung richtet. Der Stadtbewohner wird aufgefordert genauer hinzuschauen und einen Blick für Details zu entwickeln.
Die Street Art Szene hat in den letzten Jahren grossen Zuwachs erfahren, dementsprechend vielfältig sind die stilistischen Formen. Durch die Medien und der Öffentlichkeit als Vandalismus verurteilt und skandalisiert, übt Street Art als Symbol von Rauheit, Coolness und Unabhängigkeit, vor allem auf die Jugendkultur eine grosse Faszination aus. Als Folge des reglerechten Booms im letzten Jahrzehnt wurde aus einer schwer greifbaren Subkultur ein internationales Phänomen. Street Art wird somit zwar einerseits mittlerweile als zeitgenössische Kunstform wahrgenommen, wird andererseits jedoch auch stark kommerzialisiert, indem deren Ästhetik für Werbezwecke verwendet wird. Der Hype erhebt Street Artists zu Stars, und deren Namen zu Logos. Street Art wird gebrandet. Neben dem kommerziellen Ausverkauf führt dies auch zu zunehmenden Integrationsbestrebungen in den konventionellen Kunstmarkt, die die Street Art institutionalisieren. (AHO)

Subkultur
Teil einer Kultur, der sich in einem wesentlichen Ausmaß in seinen Wertordnungssystemen, Bräuchen, Normen etc. von der übergeordneten Kultur unterscheidet; Subkulturen werden oft stigmatisiert und isolieren sich infolgedessen von ihrer Stammkultur, so daß der Austausch nunmehr unter Gesinnungsgleichen stattfindet; über ungewohnte Kleidungsstrategien wird dieses Anderssein zum Ausdruck gebracht. (ADH)

Subversion / Subversive Affirmation

Unruhe

Urban Intervention
Urban Interventions nennt man die Weiterentwicklung künstlerischer Interventionen im urbanen Raum. Es ist ein Wechselspiel von Kunst, Architektur, Performance, Installation und Aktivismus. Das Öffentliche wird zu einem privaten Erlebnis. Die oft anonymen Arbeiten beschäftigen sich mit jeglichen Aspekten und Bestandteilen der Stadt. Die Straße wird zur Leinwand und Galerie, zum Atelier, Labor und Club. Die Kunst kommt zum Publikum. Modifizierte Straßenschilder, Schaukeln an Bushaltestellen und Bilder aus Sand oder Schnee fordern uns heraus, unsere Umwelt zu entdecken, sie auf neue Art wahrzunehmen und mit ihr zu interagieren. Urban Interventions kommentieren und kritisieren auf intelligente Art und nehmen Bezug auf die Planung, Nutzung und Kommerzialisierung des öffentlichen Raums.

Werbung
Werbung ist als Teilbereich des Marketings die bezahlte Form von Kommunikation zwischen einem Unternehmen und deren (potentiellen) Kunden. Werbung soll so unsere Denkmuster und unser Konsumverhalten beeinflussen und uns im Idealfall zum Kauf anregen. Werbung wird breit gestreut, sprich massenhaft kommuniziert und findet sich an zahlreichen öffentlichen (teils auch privaten) Bereichen des Lebens wieder, um möglichst eine grosse Zahl von potentiellen Konsumenten zu erreichen.
Sie ist die bewusste und zielgerichtete Beeinflussung und Manipulation von Menschen, um ihr Interesse für bestimmte Produkte oder Dienstleistungen zu gewinnen.
Werbung soll einerseits Aufmerksamkeit erregen und Interesse wecken, den Bekanntheitsgrad des beworbenen Produktes bzw. Marke steigern, bzw. das bereits bekannte Produkt/Brand im Bewusstsein behalten, andererseits aber auch Einstellungen, Werte und Emotionen vermitteln und generieren. Letzten Endes zielt Werbung auf die Absatzförderung ab und soll zum Kauf der beworbenen Ware animieren.
Werbung für Konsumgüter ist meistens emotional geprägt, da die Differenzierung gegenüber der Konkurrenz in einem gesättigten Markt anders kaum möglich ist. Es wird unterschieden zwischen suggestiver und informativer Werbung, wobei die Grenzen fliessend sind. Bei der Suggestivwerbung werden bewusst sachliche Informationen weggelassen und nur auf die Gefühlsebene des Konsumenten appelliert.
Beim Konzipieren einer Werbekampagne sind folgende W-Punkte zu beachten:
Für Wen? – Zielgruppe, Was? – Botschaft, Wie? – Tonalität, Stil, Wann? – Zeitlich, Wo? – Geografisch, Womit?– Werbemittel, Wodurch? – Werbeträger, Wieviel? – Budget
Werbung gehört zum Markt des wirtschaftlichen Kapitalismus und ist ein Hauptpfeiler unserer wachstumsorientierten, kapitalistischen Wirtschaft. Die Kritik an der Werbung ist gross und prangert, nebst ihrem manipulativen Charakter, folgendes an: Werbung infiltriert und beschlagnahmt den öffentlichen und zunehmend auch den privaten Raum „ohne zu fragen“ und kommerzialisiert so unser Alltagsleben. Ihre Aufdringlichkeit und Omnipräsenz macht es uns kaum mehr möglich, sich ihr zu entziehen.
Wird Werbung in der Politik eingesetzt, spricht man auch von Propaganda, in der Religion von Mission. (AHO)

Widerstand
Strategien und Formen, aber auch konkrete Beispiele aus den gesellschaftlichen Praktiken, gegen die Widerstand formuliert werden soll, werden übernommen, karikiert und teils ad absurdum geführt. Das Ziel ist neben der Kritik an bestehenden Herrschaftsformen auch die Bewußtmachung der manipulativen Kraft der kritisierten Praktiken. (ADH)

———–

ADH: Adrian Heuberger
AOH: Anais Hostettler
TEL: Telekolleg