URBAN INTERVENTIONS

Urban Interventions nennt man die Weiterentwicklung künstlerischer Interventionen im urbanen Raum. Es ist ein Wechselspiel von Kunst, Architektur, Performance, Installation und Aktivismus. Das Öffentliche wird zu einem privaten Erlebnis. Die oft anonymen Arbeiten beschäftigen sich mit jeglichen Aspekten und Bestandteilen der Stadt. Die Straße wird zur Leinwand und Galerie, zum Atelier, Labor und Club. Die Kunst kommt zum Publikum. Modifizierte Straßenschilder, Schaukeln an Bushaltestellen und Bilder aus Sand oder Schnee fordern uns heraus, unsere Umwelt zu entdecken, sie auf neue Art wahrzunehmen und mit ihr zu interagieren. Urban Interventions kommentieren und kritisieren auf intelligente Art und nehmen Bezug auf die Planung, Nutzung und Kommerzialisierung des öffentlichen Raums.

UI Manifest
Eine englische Fassung wird Ende November bei PCA Press Paris in der Publikation ’70 Assignments: The Future of the Foundation Course in Art and Design’ erscheinen. Die Kategorisierungen der Urban Interventions sind inspiriert durch einige der Kapitel in Klanten/Hübner: Urban Interventions.

STREET ART

.. Durch Street Art wird die Stadt selbst zum Kunstwerk, das frei gestaltet werden kann und dient, ganz im Sinne der Situationisten, der 1957 gegründeten Gruppe europäischer Künstler und Intellektueller, als ein Laboratorium  für spielerische Revolutionierung des Alltags. Die Strasse wird zur Leinwand, zweckgebundene Stadtmöbel werden zweckentfremdet, und jede Bushaltestelle, jede Sitzbank , jeder Pflasterstein ist ein nächstes, potenzielles Kunstwerk. Gerade die Theorien der Situationistischen Internationale bieten dieser neuen Szene eine fast unerschöpfliche Quelle an Inspiration. Schon damals wollten die Situationisten die Kunst aus den Museen in die Kneipe bringen, die Metroschächte für nächtliche Feiern öffnen und Abfahrzeiten an Bahnhöfen fälschen, um zufällige Begegnungen zu provozieren.
Eine zentrale Theorie was dabei das Spiel. Denn Kultur entsteht durch Spiel – dem Spass daran und durch die daraus entstehende Spannung: „Der Mensch ist nur da ganz Mensch, wo er spielt“, schrieb Friedrich Schiller. Und der niederländische Kulturhistoriker Johan Huizinga prägte 1938 den Begriff des „Homo ludens“, der spielende Mensch, der für diese Künstler so beschreibend ist. Das ziellose Umherschweifen („Dérive“) in der Stadt war für die Situationisten ein Spiel, bei dem man sich den zweckgerichteten Handlungen im urbanen Raum entziehen konnte. (Alain Bieber)

CULTURAL HACKING

Cultural Hacking can be understood as infiltration into systems and the changing of their coding. It is a critical, often even subversive game with cultural codes, messages and values.“ (Johannes M. Hedinger)

Cultural Hacking ist eine dem Computer-Hack entlehnte Idee der Umkodierung und Verfremdung bestehender kultureller Codes. Über Manipulation und Zweckentfremdung von Alltagsgegenständen, -regeln und -routinen im außermusealen, öffentlichen Raum wird die Strategie verfolgt, Tabuisiertes hervorzuheben, resp. neue Lesarten des Gewohnten zu schaffen. Cultural Hacking als Kunst verläuft dabei entlang den Linien des Subtil-Politischen.“ (Adrian Heuberger)

„Von den Dadaisten über den Situationismus und Punk existiert eine direkte Entwicklungslinie zu aktuellen Formen subversiver Strategien. Und diese folgen der Logik von Hackern: in fremde Systeme eindringen, sich darin orientieren und dann neue und überraschende Orientierungen einführen. Damit verkörpert Cultural Hacking die zeitgenössische Fortsetzung der Kunst des Handels im Sinne von Michel de Certeau.“ (Thomas Düllo, Franz Liebl)

„In mimetischen Prozessen ‚gleicht’ sich der Mensch der Welt an. Mimesis ermöglicht es ihm, die Außenwelt in die Innenwelt hineinzuholen und die Innenwelt in die Außenwelt auszudrücken. In diesem Sinn ‚gleicht’ sich der Hacker den Codestrukturen an, holt diese Außenwelt in seine Innenwelt und drückt diese Innenwelt wiederum in jene Codestrukturen heraus. Cultural Hacking kann in diesem Sinne als eine zwar besondere, vielleicht radikale, vielleicht aber einfach nur interaktive Angleichung an und Aneignung von Kultur verstanden werden.“ (Torsten Meyer)

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